Woran Newsrooms scheitern
Newsrooms in der Unternehmenskommunikation sind in Mode - leider scheitern sie oft in der Praxis. Warum?
Die Neuorganisation der Unternehmenskommunikation in Form von Newsrooms ist in Mode gekommen. Kein Wunder, sind doch die Unternehmen mit der Digitalisierung als solcher, immer neuen Channels, der Notwendigkeit auf Ereignisse schneller zu reagieren und höheren Kunden/-Stakeholder-Anforderungen bei sinkendem Personalstand konfrontiert.
Das Newsroom-Konzept ist klar: alle Informationsquellen werden gebündelt, die Informationen von einem kleinen Team selektiert und weiterverarbeitet und letztlich an die Channels übergeben/ausgespielt, permanente Evaluierung und Korrektur der Kommunikation inklusive.
Warum scheitern so viele Unternehmen an der Umstellung trotz eines unternehmensinternen Kraftakts?
Weil mit dem Wechsel zum Newsroom auch ein Paradigmenwechsel einher geht.
Nämlich jener von der Kooperation zur Kollaboration, von festgelegten Prozessen hin zum freien, spielerischen Interagieren, von der Hierarchie zum Team und von der Informationshoheit zur Sharing-Kultur.
Wenn nun Menschen, die ihre Karriere über Jahrzehnte darauf aufgebaut haben, immer den letzten, entscheidenden Informationsvorsprung auszuspielen und sie ihre Claims innerhalb des Unternehmens oder der Abteilung so klar abgesteckt haben, daß es immer nur ein Übergeben, nie ein Zusammenarbeiten gegeben hat, ja warum sollen diese Menschen nun zum sozialen Co-Worker werden, nur weil es von der Unternehmensleitung so angeordnet wurde?
Es ist dies der Übergang von der Ford-Kultur, die auch Kommunikation als Fließbandarbeit denkt, im Zuge dessen jeder Beteiligte einen streng abgegrenzten Beitrag zum „richtigen“ Zeitpunkt leistet, hin zu einem permanenten Miteinander der Kompetenzen.
Nicht der Manager, der „sein“ Thema in der vordersten Reihe sehen möchte (vergleiche: Startseite von Websites, in denen sich alle Unternehmensbereiche wiederfinden müssen), nicht „mein“ Kommunikationskanal steht in der täglichen Arbeit im Vordergrund, sondern schlichtweg das Kommunikationsthema und nur das spezifische Interesse des Rezipienten in seiner jeweiligen Lebenssituation.
Schaffen es Manager nicht, ihre Eigeninteressen im Konzern hinter das Thema zu stellen und schaffen es die Kommunikations-Verantwortlichen nicht, sie zum Miteinander zu motivieren, ist der Newsroom eine schöne Hülle, innerhalb derer Kommunikation so gepflegt wird, wie die letzten 20 Jahre. Linear, in Prozessen, gemäß Zuständigkeiten strikt abgegrenzt.
- Der Newsroom beginnt im Kopf.
- Arbeit darf auch Spaß machen.
Werden diese beiden Leitsätze beherzigt, ist ein guter Anfang gemacht!